Komm der Werbung auf die Schliche: Was wirklich dran ist an der Vlogger-Mania

10. März 2015 Kategorien: Online | Social Media |

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Mit aufgedrehter Piepsstimme redet die 22-jährige Bianca Heinicke alias „Bibi“ drauflos, während sie aus einer DM-Tüte wahllos Produkte zieht, in die Kamera hält, über ihre Erfahrung damit berichtet und natürlich am Ende noch nach dem Kassenzettel fischt, damit ihre Fans wissen, wie viel das vermeintliche Lieblingsprodukt gekostet hat. Wo das ganze zu sehen ist? Natürlich auf Biancas YouTube-Kanal „BibisBeautyPalace“, auf dem sie innerhalb eines Jahres mit solchen „Shopping-Hauls“ und anderen Videos rund um sich und ihren Alltag, mehr als 200.000 Abonnenten gewonnen hat. Insgesamt erreicht sie so mittlerweile 1,6 Millionen Fans bei 208 Millionen Videoaufrufen und landet auf Platz 17 der meistabonnierten deutschen Youtube-Kanäle. Damit ist Bibi Deutschlands erfolgreichste weibliche Youtuberin und verdient sich ein goldenes, mit DM-Produkten gepudertes Näschen. Denn wie eine Studie aus England belegt, verdienen Video-Blogger bis zu 20.000 Pfund im Monat an Werbebannern auf ihrer Website. Bis zu 4.000 bekommen sie schon pro Erwähnung eines Produkts und nochmal so viel für jeden Post auf Twitter oder Instagram. Kein Wunder, dass da Bibi und Co. oft Studium und Job an den Nagel hängen, um stattdessen ihr eigenes Leben zur Soap zu machen – ganz bequem von zuhause aus und mit einer Drogeriemarkt-Tüte in der Hand! Doch handelt es sich hier vielleicht um eine Dauerwerbesendung?

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Sicher ist: Die Top 10 Vlogs erfreuen sich massiver YouTube-Abonnentenzahlen zwischen 200.000 und nahezu 6 Millionen sowie über 49.000 bis 2 Millionen Twitter-Followern. Da werden sogar Promis neidisch! Zudem sind es meist junge Frauen um die 20, die solchen Beiträgen folgen – die ideale Kombination für Marketer im Konsum- und Einzelhandelbereich, die kräftig in den Vlogger-Trend investieren. Doch ist das nicht Schleichwerbung?

Natürlich darf über aller vermeintlichen Authentizität und Nähe der Vlogger zur ihren Followern dieses brisante Thema nicht in Vergessenheit geraten. Doch seit der Youtube-Star Sami Slimani 2014 von der Landesanstalt für Rundfunk abgemahnt wurde, wird klar: Es gibt auch hier Regulierungen, die den Endverbraucher schützen. Die Vlogger sind dazu angehalten, bezahlte Produktbeiträge kenntlich zu machen – auch wenn dies längst nicht so plakativ erfolgt, wie im Fernsehen.

Aber braucht diese „herkömmliche Werbung“ denn dann überhaupt noch jemand oder sollten sich alle Werber sofort eine Kamera zulegen? Nicht unbedingt, aber Umdenken sollten sie! Denn während in Großbritannien die digitalen Werbeaktionen der Vlogger den britischen Werbesektor sogar aus der drohenden Rezession heben und die oft beklagte Werbemüdigkeit und geringe Aufmerksamkeitsspanne der jungen Konsumenten nicht belegbar scheint, so muss die perfekte Werbekampagne in Zukunft doch über mehrere Kanäle gespielt werden und authentisch die Zielgruppe ansprechen, um den Endverbraucher wirklich noch zu erreichen. So wie es beispielsweise die Telekom in einem TV-Werbespot mit Sami Slimani tut.

 

Ebenso Maybelline, die Samis Schwester Dounia als Botschafterin engagiert haben und die Werbefilme mit ihr sowohl online, als auch im TV spielen. Im Rahmen der Fashion Week hat die Kosmetikmarke außerdem eine ganze Event-Woche für Videoblogger organisiert. Und welcher Vlogger würde nach exklusiven Backstage-Besuchen, Modenschauen und Make-Up-Tutorials nicht auf allen ihm verfügbaren Kanälen in den höchsten Tönen von Maybelline schwärmen?

 

Doch wer jetzt nach noch mehr Regulierung verlangt und das ganze für Bestechung hält, sollte sich bewusst machen, dass die Werbung schon immer mit diesen Mitteln gekämpft hat und die Regulierung dank der konstanten Interaktion zwischen Youtube-Star-Werbemagnat und Followern sogar von selbst stattfindet. Narrenfreiheit haben diese Vlogger nämlich keineswegs! Denn so jung die Fans teilweise sein mögen, so sensibel sind sie, wenn sie das Gefühl bekommen, ihre Lieblings-Vlogger wollen ihnen Werbung unterjubeln. Genau deshalb wird den Internet-Stars ja von den Unternehmen so viel geboten – damit sie mit ECHTER Begeisterung posten, twittern und vloggen.

Es scheint also im TV wie im Internet zu gelten: Betreibt Networking und macht Werbung, die uns interessiert, auf unserem Lieblings-Medienkanal erreicht und ehrlich rüberkommt oder aber so ein schönes Content-Marketing-Märchen erzählt, dass wir, die Endverbraucher, daran glauben wollen.

by Sabrina Sylvester