Was wir von der erfolgreichsten Bloggerin der Welt lernen können – und dabei 6 Mio. im Jahr verdienen

23. Mai 2015 Kategorien: Alle

Sie ist blond, bildhübsch und brillant: Die 27-jährige Italienerin Chiara Ferragni ist die (erfolg)reichste Bloggerin der Welt.
 2014 verdiente sie schlappe sechs Millionen und steht damit dieses Jahr bereits auf der Forbes „30 under 30“-Liste. Aber wieso aus allen Bloggern dieser Welt gerade sie? Sicher nicht nur, weil sie ihren Model-Body in den neuesten Guccis, Versaces oder Dolce und Gabbanas fotografieren lässt und darüber sympathische 3-Zeiler auf ihrem Blog „The Blonde Salad“ postet.

Klar ist die schöne Jurastudentin einerseits im richtigen Zeitpunkt auf den Trendzug der digitalen Selbstdarstellung aufgesprungen – noch bevor man sich fast schon rechtfertigen musste, wenn man irgendwie auch ohne das eigene Online-Tagebuch überlebt. 2009 startete sie „The Blonde Salad“ zusammen mit ihrem damaligen Freund Ricardo Pozzoli. Und während Vorgänger wie «The Sartorialist» Streetstyles posteten, setzte Ferragni von Anfang an auf eins: sich selber! „Das-habe-ich-heute-an“-Blogs waren damals noch brand-new und mit ihrem raffinierten Stil inspirierte Ferragni bald Zehntausende Follower.

Heute sind es sagenhafte 12 Millionen im Monat und für TBS arbeiten mehr als ein Dutzend Leute. Das digitale Tagebuch ist längst zu einem multidisziplinären Unternehmen geworden. „Hinter unserem Konzept steckt dieselbe Idee wie hinter Asos“, sagt TBS-Mitbegründer Pozzoli. Der Unterschied zum britischen E-Commerce-Giganten ist, dass dieser sich über den Handel zu einer Plattform mit Online-Magazin-Charakter entwickelt hat. Bei Chiara kam Content vor Commerce. Doch der boomt in Form von Ferragnis gleichnamigem Schuh-Brand mittlerweile umso mehr und bildet ganze 70 Prozent ihres Gesamteinkommens (2014: 4,2 Millionen Euro). Und wer seine bis zu 400 Euro teuren Schuhe in 200 Läden in 25 Ländern vertreibt, kann getrost vergessen, dass der Erfolg erst dank einer privaten Finanzspritze zum Herbst 2013 einsetzte. Zudem arbeitet „la bella bionda“ ’nebenbei‘ noch als Designerin mit Dior, Chanel und Co. zusammen.

Das was Chiara dabei aus- und anders macht als normale Blogger und Testimonials, ist die konstante Nähe zu ihren Fans – und potentiellen Kundinnen – via Social Media. Die Vermarktung ihrer eigenen Person und nicht bloß dessen, was sie heute wieder aus dem Schrank oder vom Laufsteg (an-)gezogen hat. Chiara Ferragni trägt Marken, ist dabei aber vor allem längst selbst Marke und drückt ihren ganz persönlichen Stempel jedem noch so etablierten Brand auf. So hat sie es in der längst gesättigten Blogosphäre geschafft, sich abzuheben und verdient das Sechsfache ihrer erfolgreichsten Kollegen. Beweis für das Boom-Brand Chiara ist dabei vor allem ihr seit Jahren ungebrochener Facebook- und Instagram-Ruhm. Dort liken TBS knapp 900.000 Personen, fast vier Mal so viele wie die deutsche Vogue. Über drei Millionen User warten täglich auf Ferragnis neueste PRIVATE Schnappschüsse, die Millionengrenze hat sie vor ein paar Jahren mit dem Posten eines Bildes ihres neuen Freunds geknackt.

Denn Chiara hat genau verstanden, das man aus einer großen Fanbasis maximalen Gewinn zieht, indem man private Momente und Geschichten erzählt und dabei wie „nebenbei“ Produkte, idealerweise das eigene Brand, verkauft. Wenn man dann noch äußerste Professionalität an den Tag legt und Top-Qualität bietet – die TBS-Fotostrecken könnten auch in der Vogue erscheinen – macht man Chiara eventuell in ein paar Jahren Konkurrenz. Egal, ob als Unternehmen oder Privatperson, Corporate- oder Couch-Blogger. Vorausgesetzt natürlich, man ist so „social“ und definiert „privat“ ein kleines bisschen #freier.

by Sabrina Sylvester

Das Titelbild ist zusammengesetzt aus dem Pics Chiara Ferragni at Milan Fashion Week, Armani showChiara Ferragni at Milan Fashion Week 2013 Giorgio ArmaniChiara Ferragni at MFW Giorgio Armani von flickr-User Giorgio Montersino (CC BY-SA 2.0)